Bois de Cologne
Historische Harfen, Blockflöten, Serpent, Portativ, Fidel und Violine, keine Allerweltsbesetzung – und eine recht vitale dazu. Musik aus alter Zeit wird hier nicht gemimt, sondern gelebt: Atmoshäre, Dichte- ohne Brimborium. Im Zentrum die Musik selbst: Musik aus dem Mittelalter, der Renaissance, dem Frühbarock.
Improvisationslust und Experimentierfreude zeichnen das Musizieren von Bois de Cologne aus: viele der alten Melodien verlangen nicht nur eine sorgfältige, quellenkritische Bearbeitung, sondern auch eine phantasievolle Interpretation. Sich in die Musik längst vergangener Epochen einzufühlen und inspiriert damit umzugehen – das sind wichtige Aspekte der gemeinsamen Arbeit von Bois de Cologne.
Die Instrumente sind hervorragende Nachbauten historischer Modelle, Die Harfe spielt, je nachdem, Stimme oder Continuo; die Blockflöten, vom winzigen Sopranino bis zum (äußerlich) kantigen weibshohen Subbaß, sind Luftgeister, Stimmen; Zungenkunst und Atem. Die Fidel, bordungefärbt, kehlig sanft in Bratschenlage. Bois de Cologne, ein Holz, das besondere Früchte trägt.
Das Ensemble besteht aus einem Kern, der sich je nach Projekt erweitern kann. Vom Duo Blockflöte/ Harfe bis zum Quartett sind verschiedene Konstellationen möglich. Die Triovariante mit gotischer Fidel/Geige ist besonders auf die Musik des Mittelalters spezialisiert, das Trio mit zwei Blockflöten und Harfe spielt Programme aus Früh- bis Hochbarock.
Programme
Von Tränen, Verrücktheit und Humor
Schon seit Musik dokumentiert ist, ist es ein Anliegen der Komponisten, Gefühle auszudrücken. Dies geschieht manchmal offensichtlich in einem Titel, oft aber auch nur durch musikalische Metaphern, wie z.B. dem so genannten „Seufzer-Motiv“ in der barocken Musik als Ausdruck von Traurigkeit, In den verschiedenen Epoche gibt es da die verschiedensten Spielarten in der Tonsprache.
Bois de Cologne stellt in diesem Programm emotionale Musik aus fünf Jahrhunderten vor, vom Mittelalter bis zum Barock.: Mit Blockflöten, Serpent, Harfen, Fidel, Violine und einem liebevoll bemaltem, mittelalterlichem Portativ. Unterstützt durch die Moderation der Musiker, erlebt der Zuhörer unterschiedlichste Gefühle. Trauer, Liebesfreud und –leid, Heiterkeit , stille und lebendige Frömmigkeit und pure Lebensfreude, all dies ist in den Kompositionen von Mattheis, Dowland, Falconieri, Chedeville, Baltzar und den anonymen Werken des Mittelalters zu finden.
Die sehr abwechslungsreiche Instrumentierung der Werke , von Solo bis Trio, garantieret ein farbenreiches Konzert mit Tränen, Verrücktheit und Humor…
Programmbesetzung
Meike Herzig, Konstanze Jarczyk und Albrecht Maurer
Video
Der Himmel auf Erden
Schon in einer indischen Schrift aus dem 2. Jahrhundert heißt es „Die Wohnstatt der Musik ist der Himmel“ womit Musik an sich schon der Himmel auf Erden wäre .Das Programm ergründet natürlich noch weitere Facetten des Themas: zum Beispiel die in den Cantigas de Santa Maria beschriebenen Wunder Marias auf der Erde, dann eine Beschreibung des himmlischen Jerusalems, oder in einer anonymen Chaconne über das Paradies im Kontrast zur Hölle und Musik, die nicht von dieser Welt scheint wie z.B. von Thomas Preston. Musik also aus dem Mittelalter bis zum Frühbarock, mit kleinen Ausflügen in traditionelle Musik und Improvisation. Kurzum: Eine himmlische Mischung, die von den Musikern nicht nur gespielt sondern auch moderiert wird.
Einige Zitate aus einer Kritik im Generalanzeiger vom 9.1.2016:
.. ein thematisch sehr schön zusammengestelltes Programm zwischen Himmel und Erde, das musikalisch äußerst facettenreich war.
.. auch bei den zahlreichen barocken Werken des Abends zeigte sich der außerordentliche Einfallsreichtum der Musiker, sowohl, was die Besetzung der Stücke als auch ihre Ausführung im Detail betraf.
… insgesamt… ein exquisites Programm mit ausgezeichneten Musikern.
Programmbesetzung
Meike Herzig, Cora Schmeiser, Konstanze Jarczyk und Stefan Horz
Hörbeispiele
Douce Memoire (Ortiz)
Scarborough Fair
Se l'aura spira (Frescobaldi)
Time stands still (Dowland)
Stairway to Heaven
Zefiro torna (Monteverdi)
All'italiana
Informationen zu diesem Programm folgen in Kürze.
Ensemblemitglieder
Cora Schmeiser ist eine vielseitige Sängerin. Ihre Stimme bewegt sich geschmeidig zwischen der Musik des Mittelalters wie dem Barock und der Zeitgenössischen Musik. Sie kreiert während ihrer Auftritte eine intime, schlichte Atmosphäre, in der sie die Zuhörer mit dem feinsinnigen Klang ihrer Stimme, mit ihrer Virtuosität im Wechsel expressiver Kontraste und mit ihrer subtilen Mimik, dramatisch aber ungekünstelt, fesselt.
Cora erhielt ihre ersten musikalischen und kreativen Impulse in ihrem Elternhaus und erfuhr durch langjähriges Singen im Landesjugendchor Rheinland-Pfalz die Freude am gemeinsamen Musizieren, die sie zu Ihren Musikstudien in Frankfurt am Main und Den Haag an der See führte. An diesen Studienorten konnte sie ihre Interessen für vorallem die alte und sehr alte Musik wie die zeitgenössische Musik und deren Theatralität entdecken und vertiefen. Durch Masterclasses für beide Gebiete wie die Mitgliedschaft beim Nederlands Vocaal Laboratorium/VocaalLAB, Amsterdam und die Weiterbildung in 'Frühe Musik der Hohen Stände, Musik des Mittelalters' in Fulda verfeinerte Cora ihr musikalisches Verständnis.
Cora ist Dozentin für Klassischen Gesang an der Rotterdamer SKVR-Musikschule und arbeitet als Sprachcoach für u. a. den Großen Rundfunkchor und die Niederländische Oper, Amsterdam.
Seit der Gründung in 2004 ist sie festes Mitglied der Kölner Frauenschola Ars Choralis Coeln, die unter der Leitung von Maria Jonas Musik des Mittelalters von u. a. Hildegard von Bingen und Anna von Köln aufführt.
"Konstanze Jarczyk entlockt ihrer Harfe unglaubliche Emotionen. Mit so viel Hingebung haben viele die als Soloinstrument so oft unterschätzte Harfe ganz sicher noch nie gehört...“, so schrieben die „Badischen Neuesten Nachrichen“ aus Karlsruhe zum Auftakt ihrer Deutschlandtournee 2012. Sie führte Konstanze Jarczyk auf die großen Bühnen Deutschlands, wie die des Konzerthauses Berlin, der Laiezhalle Hamburg, der Liederhalle Stuttgart u.v.a.
„Ihr breites klangliches Spektrum von zartester Silbrigkeit bis hin zu kraftvoller Virtuosität“ ( Kulturradio Berlin) zeigte sie u.a. bei Soloauftritten im ZDF, in der Kathedrale von Barcelona und nicht zuletzt im Kölner Dom. Ebenso nehmen im Werk Konstanze Jarczyks die Kammermusik und die Zusammenarbeit mit Chören einen zentralen Platz ein. Dies belegen zahlreiche Produktionen des MDR, BR und WDR.
Nach Studien bei Susann McDonald, USA, und während ihres Studiums an der Kölner Musikhochschule bei Han An Liu wurde sie regelmäßiger Gast im WDR Sinfonieorchester. Dort wirkte sie bei Funk- und Fernsehproduktionen, sowie bei Konzerten mit, u.a. in der Carnegie Hall, New York, im Musikvereinssaal, Wien und natürlich in der Kölner Philharmonie.
Albrecht Maurer studierte Violine an der Musikhochschule Köln und arbeitet heute als Komponist, Violinist und seit 2003 als Interpret mittelalterlicher Musik mit Gotischer Fidel, Rebec und Lyrica. Er ist seit 2003 festes Mitglied des Pariser Ensembles Dialogos von Katarina Livljanic. So spielt er in 2 Programmen von Dialogos, in Judith und in Barlaam & Josaphat, jeweils in Trio-Besetzung mit Katarina Livljanic und Norbert Rodenkirchen.
Darüber hinaus hat er in Projekten von Norbert Rodenkirchen mitgewirkt, z.B. „Aura Christina“ mit Maria Jonas oder „Salon Medival“ mit Benjamin Bagby, Eric Mentzel und Wolgang Klein Richter.
Zudem hat er mit Norbert Rodenkirchen im Duo zwei Programme kreiert, Hidden Fresco und Re.Sound, die sich mit Neuer Musik auf Mittelalterlichen Instrumenten befassen. Mit Dialogos konzertierte Albrecht Maurer in Frankreich, Spanien, Kroatien, England, Italien, Slowenien, Deutschland, Belgien, Kanda und USA. Höhepunkte waren die Festivals und Konzertreihen in: London Queen Elizabeth Hall (Purcell Room), Cite de la Music Paris, San Sebastian Festival, Split Festival, Zadar Festival, Boston Festival, Barcelona, Rom, Vancouver Early Music, UBC Hall, Lincoln Center New York, Printemps des Art Festival Monaco
Katharina Hess erhielt ihre Ausbildung bei Prof. Günther Höller in Köln und Walter van Hauwe in Amsterdam. Mit dem 1990 gegründeten Quartett Flautando Köln konzertiert sie im In- und Ausland (u.a. beim Schleswig Holstein Musikfestival, der "International Exhibition of Early Music" in London, den "Porto Series" in Portugal, dem "Recorder-Festival" in Korea). Die Blockflötistin hat zahlreiche CDs in Co-Produktion mit dem WDR produziert. In einer ihrer letzten CDs mit dem Quartett Flautando Köln zeigt sie z.B. das musikalische Feld zwischen maurischer und italo-spanischer Kultur in der Renaissance auf. Mit dem Jazz-Gitarristen Tibor Szücs gründete sie das Duo Szücs&Hess. Beide Musiker bewegen sich in unterschiedlichen Genres. Treffen sie aufeinander, ergibt sich ein spannendes Kommunikationsfeld. Nicht nur im Jazz, auch in der Alten Musik ermöglicht die Improvisation ein unmittelbares Reagieren und Lernen voneinander. So macht zum Beispiel das Eintauchen in Variationen über ein altes, spanisches Bassmodell der Renaissance, die Flamencoimprovisation, die Interpretation einer urtranssilvanischen Hirtenmelodie und Bartoks Verarbeitung dieser Volksweise die Vielfältigkeit ihres Programms aus.
Katharina Hess ist Stipendiatin der Stiftung Kunst und Kultur Nordrhein-Westfalen.
Stefan Horz wurde als Sohn eines Musikerehepaares geboren und fand schon früh über die Improvisation Zugang zur Musik. Er studierte Kirchenmusik an der Musikhochschule Köln (A-Examen) und schloss an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Hamburg ein Orgelaufbaustudium bei Prof. Wolfgang Zerer an. Stefan Horz studierte Cembalo in Köln und beendete sein Studium auf diesem Instrument nach der Reifeprüfung („mit Auszeichnung“) mit dem Konzertexamen in der Klasse von Prof. Ketil Haugsand. Wichtige Anregungen für seine künstlerische Entwicklung erhielt er bei Meisterkursen mit Bob van Asperen, Glenn Wilson, Harald Vogel und Michael Radulescu.
Stefan Horz konzertierte mit verschiedenen Orchestern der Alten Musik – z.B. Concerto Köln oder der Neuen Düsseldorfer Hofmusik – und darüber hinaus als Solist und Kammermusiker mit eigenen Ensembles u.a. bei den Göttinger Händel-Festspielen, dem styriarte-Festival in Graz, dem Rheingau-Festival und in der Alten Oper Frankfurt.
1998 wurde Stefan Horz als Nachfolger von Johannes Geffert zum Organisten an der traditionsreichen Kreuzkirche in Bonn berufen.
Ein Schwerpunkt seiner Programme bildet die Aufführung der zyklischen Werke J. S. Bachs in einem Konzert, so z. B. aller Suiten und Partiten, des Wohltemperierten Claviers, der Sonaten für Cembalo und Soloinstrumente, des Dritten Theils der Clavierübung und der Kunst der Fuge.
Neben dem Konzertrepertoire für Orgel und Orchester (Rheinberger, Poulenc) stehen besonders Transkriptionen aus Wagner-Opern (Lohengrin, Parsifal, Meistersinger, Tristan und Isolde) im Zentrum seiner Arbeit. Seit Jahren konzertiert Stefan Horz im Duo mit der Harfenistin Konstanze Jarczyk, dem Jazz-Saxofonisten Roger Hanschel, dem Bass-Bariton Klaus Mertens und der Altistin Ingeborg Danz.